Rückblick 2020 in der Baufinanzierung
Autor: Toni Baier
Das Jahr 2020 bestand größtenteils aus internationalen Herausforderungen: Brexit, US-Wahlen, Handelskonflikte und schlussendlich eine Pandemie. Zusätzlich ist gerade der Finanzsektor alles andere als krisensicher, sodass Veränderungen bzw. Reaktionen vorprogrammiert sind. Dennoch ist es interessant zu sehen, dass gerade die Baufinanzierung schon fast unbeschadet weiterlief.
Was passierte am Anfang der Pandemie im Bereich der Baufinanzierung?
Gerade zu Beginn gab es für das Neugeschäft kaum größere Änderungen. Die Banken schienen erstmal damit beschäftigt die Risiken im Bestandsgeschäft der Baufinanzierung zu senken. Konkret bedeutet es, dass gerade für Arbeitnehmer, welche in Kurzarbeit gehen mussten, Lösungen erarbeitet wurden, um Ausfälle zu minimieren. Die verbreitetste Variante war eine mögliche Aussetzung des Tilgungsanteils in der Rate, solange die Kurzarbeit andauert.
Erst im weiteren Verlauf änderten sich einige Grundvoraussetzungen bei den Banken. Dabei unterscheidet sich hier auch wieder das Vorgehen von Bank zu Bank. Einige erhöhten die Mindesttilgung der Baufinanzierung und andere senkten die maximalen Beleihungsgrenzen für die Darlehen. Kunden mussten also entweder mehr Eigenkapital mitbringen oder eine höhere Rate zahlen, haben aber dennoch eine Finanzierung bekommen. Was alle Banken gleichermaßen traf, waren längere Bearbeitungszeiten über gesamte Jahr 2020 durch die Umstellung auf Heimarbeit.
Wer dennoch 2020 Konsequenzen stark spürt
Auch wenn keine riesigen Veränderungen beschlossen wurden, gab es dennoch Verlierer unter den Interessenten. Gerade Selbstständige und Freiberufler haben enorme Probleme ein Darlehen zu bekommen und im schlimmsten Fall zusätzlich Existenzängste. Viele Branchen sind durch die Lockdowns hart getroffen worden und dementsprechend sehen auch die betriebswirtschaftlichen Auswertungen und Zahlen schlecht aus.
Gerade diese Kundengruppe wird derzeit äußerst penibel geprüft und viele bestehen diese Prüfung nicht, da zu den letzten 3 abgeschlossenen Geschäftsjahren auch das laufende Jahr 2020 geprüft wird. Somit beziehen sich viele Banken bei der Ablehnung der Baufinanzierung auf die schlechten Zahlen und der Unsicherheit, wann die Situation sicher wieder für ein normales Wirtschaften ist und bekommen nicht die Chance von den niedrigen Zinsen zu profitieren.
Wie wird es in der Baufinanzierung weitergehen?
Trotz der gestiegenen Schwierigkeiten ist die Nachfrage nach Immobilien ungebrochen hoch, da die Zinsen für eine Baufinanzierung immer noch niedrig sind und das Eigenheim immer noch als sicheres Investment gilt. Auch ist eine Änderung des Zinsniveaus in nächster Zeit unwahrscheinlich, da durch die gebremste Wirtschaft und der staatlichen Neuverschuldung für Wirtschaftshilfen eher ein weiteres Interesse an niedrigen Zinsen bestehen könnte.
Somit ist es wahrscheinlicher, dass auch die Zinsen für Baufinanzierungen auf einer ähnlichen Höhe, wie aktuell, verweilen. Ebenso würde die Nachfrage nach Immobilien unverändert bleiben, da Sachwerte zur Geldanlage für Verbraucher attraktiver sind. Daher ist auch, kurzfristig gesehen, nicht mit weiteren gravierenden Veränderungen bei der Vergabe von Darlehen zu rechnen.